Traunstein. An diesem Wochenende fanden deutschlandweit rund 120 Ostermärsche statt. In Traunstein versammelte sich am Samstagvormittag ebenfalls ein breites Bündnis, um unter dem diesjährigen Motto „friedensfähig statt kriegstüchtig“ mit Reden, Musik und einem Demonstrationszug für eine friedensfähige Gesellschaft zu demonstrieren. Sowohl die Veranstalter als auch die Polizei zeigten sich am Ende sehr zufrieden und sprechen übereinstimmend von etwa 200 Teilnehmern.
Den Auftakt fand der diesjährige Ostermarsch am Traunsteiner Stadtplatz. Dort sprachen Matthias Kohlberg von den Naturfreunden Traunreut, Fiona Carol vom Kreisverband „Die Linke“, Simon Mone von der Reisegruppe Revoluzzer, Claudio Beilhack vom Verdi Kreisverband Traunstein sowie Manuela Pertl von der Initiative für Flüchtlingsrechte zu den Zuhörern.
Moderiert wurde die Kundgebung von Dr. Renate Schunck, die sich am Ende der Veranstaltung gegenüber dem Presse Haus Wasserburg am Inn mit der Beteiligung und dem Ablauf sichtlich zufrieden zeigte. In einem gemeinsamen Aufruf traten alle Redner für sofortige Friedensverhandlungen weltweit, keine Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Europa sowie Friedenserziehung statt Militärkunde in Schulen ein.
„Die Gefahr in einen atomaren Abgrund zu taumeln oder durch einen konventionellen Krieg umzukommen ist real“, zitierte Matthias Kohlberg aus dem „Berliner Appel gegen neue Mittelstrecken“ und forderte dazu auf, diesen zu unterzeichnen. Weiter sagte er „unsere Welt braucht die Suche nach Frieden und Gemeinsamkeit“ und bezeichnete dies als „Gebot unserer Zeit“. Seiner Einschätzung nach „befinden wir uns im gefährlichsten Jahrzehnt seit dem Zweiten Weltkrieg“.
Fiona Carol kritisierte in ihrer Ansprache insbesondere „die zunehmende Einflussnahme der Bundeswehr an Schulen und den autoritär-militärischen Umbau unserer Hochschulen“. Die militärische Gewalt nütze ihrer Meinung nach nur den Rüstungskonzernen, „die sich daran dumm und dämlich verdienen“. Sie forderte deshalb mehr Diplomatie und humanitäre Hilfe. „Kein Krieg beseitigt Hunger, baut die Wasserversorgung aus, ermöglicht flächendeckende medizinische Versorgung oder Bildung für Kinder“, betonte sie.
Der 16-jährige Simon Mone sagte „wir alle wünschen uns Frieden“ und beklagte, dass aus Russland, China und den USA derzeit viele kriegstreiberische Handlungen erfolgen. Seiner Meinung nach werden auch Deutschland und die EU derzeit immer „kriegsdurstiger“. Anschließend betonte er, „ich habe Angst, dass ich wegen der Profitgier der Rüstungskonzerne oder den Hass der Herrscher in einem Schützengraben liegen muss“.
„Die Politik setzt derzeit die falschen Prioritäten“, so die Einschätzung von Claudio Beilhack und beklagte die steigenden Mieten, die hohen Kaufpreise sowie unsichere Arbeitsverhältnisse. „Unsere Regierung gibt zusätzlich 100 Milliarden Euro für Aufrüstung aus“, stellte er fest und betonte „für Panzer und Raketen ist Geld da aber für soziale Gerechtigkeit nicht. Das dürfen wir nicht hinnehmen“.
Manuela Pertl kritisierte unterdessen den kürzlich verhandelten Koalitionsvertrag als „menschenrechtsfeindlich und teilweise rechtswidrig“. Ihrer Meinung nach werde es mit dem geplanten „Ausreisegewahrsam“ durch die Bundespolizei zu einer Zunahme rechtswidriger Inhaftierungen kommen. Darüber hinaus werfen die „Intensivierung der Grenzabschottung sowie die Zurückweisungen schwerwiegende menschenrechtliche Fragen auf“. Sie appellierte daher an die Zuhörer „in einer Zeit globaler Krisen braucht es Schutz und Solidarität“ und erhielt dafür Applaus.
Im Anschluss an die Reden am Stadtplatz formierte sich ein Demonstrationszug, der sich durch die Innenstadt in Richtung Bahnhofplatz in Bewegung setzte und von zahlreichen Bannern, Fahnen und Plakaten begleitet wurde. Am Bahnhof ergriffen Ane Aigner von der Friedeninitiative und Peter Kurz das Wort, ehe sich der Zug weiter in Richtung Stadtpark in Bewegung setzte.
Ane Aigner kritisierte in ihrer Ansprache die Aufrüstung, Erstschlagstauglichkeit und die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Darüber hinaus kritisierte, „dass im Krieg das Leben nichts mehr wert ist. Es werden Menschen geopfert, als zählten sie nicht“. Ihrer Einschätzung nach ist die größte Bedrohung jedoch die Klimakrise durch die drohende Unbewohnbarkeit der Erde. Peter Kurz hat anschließend das Gedicht „Dann gibt es nur eins!“ von Wolfgang Borchert vorgetragen.
Im Stadtpark machten die Demonstranten Halt an den Mahnmalen für die Opfer des Nationalsozialismus sowie für die Opfer des Krieges. Die Gemeindereferentin Birgit Steinbacher und der evangelische Pfarrer Andreas Herden gestalteten ein ökumenisches Friedensgebet. Anschließend marschierten die Teilnehmer zurück zum Stadtplatz, wo sich der diesjährige Ostermarsch auflöste.
Mehrere Beamte der Traunsteiner Polizei begleiteten den Ostermarsch und kümmerten sich unter anderem um die Verkehrsabsicherung. Die Einsatzleiterin Johanna Heil zeigte sich am Ende sehr zufrieden, „die Veranstaltung ist reibungslos und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen“, betonte sie. Veranstalter und Polizei haben die Zahl der Teilnehmer übereinstimmend mit etwa 200 Personen angegeben.
Beteiligt war ein Veranstalterbündnis bestehend aus der Friedensinitiative Traunstein-Traunreut-Trostberg, den Naturfreunden Deutschland Ortsgruppe Traunreut, ver.di, dem DGB Traunstein, Die Linke Kreisverband Traunstein/BGL, linksjugend [’solid], der Initiative für Flüchtlingsrechte im Landkreis Traunstein, der Reisegruppe Revoluzzer und den Arbeitergeschwistern Berchtesgadener Land. Für den musikalischen Rahmen sorgte „Bluesgarten“. Hob
(Quelle: Text und Bilder Hubert Hobmaier)